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Kapitel 13 - Der B.O.F.H. beginnt das neue Jahr mit ein paar Sexspielzeugen

Es ist sehr ruhig zwischen den Feiertagen. Die Weihnachtszeit habe ich damit verbracht, rumzusitzen, sorgfältig einen Schichtplan auszufüllen und freigiebig Zahlen in der Überstundenspalte unter der Vermeidung einiger Familienmitglieder zu verteilen. Es ist so frustrierend, die Kollegen zu sehen, die sich jämmerlich ins Büro schleppen mit der alleinigen Absicht, mein Netzwerk zu zerstören. Während der Shutdown-Zeit erhielt ich keinen Hilferuf, was meine Theorie bestätigt, daß mein Netzwerk wirklich perfekt funktioniert und alle Fehler von den Nutzern verursacht werden.

Es scheint so, daß ich nicht der einzige im Büro war: die Protokoll-Dateien verraten, daß der Chef der Entwicklungsabteilung auch da war, um per Fax Dutzende Bestellungen für verschiedene Teile für die neue Schüttel-Teststrecke, die sie in der Qualitätssicherung bauen, rauszuschicken.

Dem Klatsch im Büro zufolge ist der Chef wirklich verrückt - die Teststrecke sollte zum neuen Jahr laufen, aber alle meinen, sie sei noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Das Interessanteste am Netzwerk-Fax-Protokoll ist, daß das Programm, das ich auf dem Server installiert habe, sich wenigstens einmal in einen Anruf nach draußen eingeschaltet hat.

Es handelt sich um ein unterhaltsames kleines Programm, das das größte Problem mit all diesen Netzwerk-Fax-Systemen auf der Welt löst - das Problem, daß sie furchtbar langweilig sind.

Die Veränderung, die ich vorgenommen habe, ist einfach und brillant: der Netzwerkmanager definiert einfach ein paar Suchen-und-Ersetzen-Filter für Nachrichten, die nach draußen gehen, was bei richtiger Anwendung Nachrichten deutlich aufwertet. Man kann natürlich auch dafür sorgen, daß Faxe ganz nach Wunsch in andere Länder umgeleitet werden.

Das Telefon klingelt:

"Guten Morgen, sie sind der erste Anrufer in diesem Jahr. Kann ich ihnen helfen?" (Manchmal überrasche ich mich selbst.)

"Hier ist der Chef-Ingenieur. Funktioniert das Fax-System?"

"Ganz bestimmt tut es das. Ich habe es vor ein paar Momenten selbst geprüft. Haben sie etwa Probleme?"

"Ja. Ich habe vor Weihnachten ein paar Sachen für die Qualitätssicherung bestellt, aber der Lieferant behauptet, das Fax sei nie angekommen. Können sie das für mich überprüfen? Ich habe es am 22. Dezember abgeschickt und das Gerät meldete, das Fax sei angekommen. Die Bestellnummer ist PE4456."

Ein schnelles ´grep´ im Fax-Protokoll zeigt das fragliche Fax an.

"Ja, es steht hier im Systemprotokoll und es sollte alles in Ordnung damit sein. Menge 48, Produktbeschreibung: ´Vibrator (3-stufig, sehr zuverlässig)´. Vielleicht konnte ihr Lieferant es noch nicht bearbeiten."

"Ja, das könnte durchaus sein. Vielen Dank."

"War mir ein Vergnügen."

Ich wundere mich ...

Das Telefon klingelt wieder. Die Rufnummernidentifizierung sagt, daß das Warenlager dran ist.

"EDV hier."

"Warenlager hier. Wir haben eine Lieferung ohne Kontaktname. Der Lieferant sagt, sie wurde mit einem Fax bestellt. Können sie herausfinden, wer von euch diese interessanten Teile bestellt hat?"

"Natürlich, kein Problem. Wie lautet denn die Bestellnummer?"

"PE4456."

"Mal schauen ... ja, das ist die Bestellung vom 22. des letzen Monats. Vom Chef der Entwicklungsabteilung."

"Danke Kollege."

Ich bin sicher, ein Kichern zu hören, als der Hörer aufgelegt wird. Zeit und einige Levels von Doom III (Beta, natürlich) vergehen ohne Störung, dann klopft es an der Tür. Geschickt schalte ich in den ´Boss-Mode´, dann lasse ich den Chef-Ingenieur reinkommen.

"Irgendetwas stimmt nicht mit dem Fax-System." platzt es aus ihm heraus.

"Wirklich? Wieso?"

"Erinnern sie sich an das Fax? Ich habe gerade versucht, es nochmal abzuschicken, aber es kam nicht an."

"Okay, testen wir es mal."

Ich entwerfe schnell ein Fax auf meinem PC, schließe eines der alten Fax-Geräte an und schicke das Fax ab. Das Empfangsgerät erwacht zum Leben und gibt zuverlässig die Test-Nachricht wieder.

Nun, es funktioniert - ich habe das Wort ´Vibrator´ nicht benutzt, so daß das Fax nicht an Siggi´s Sex Emporium in Rotterdam umgeleitet wurde.

"Sie sehen es." erkläre ich meinem gespannt blickenden Kollegen. "Alles funktioniert prächtig. Sie müssen dem Lieferanten sagen, daß sein Fax-Gerät kaputt ist."

"In Ordnung. Danke für die Überprüfung." sagt er und geht kleinlaut. Geschieht ihm recht für seine Zweifel an meinem System.

Das Telefon klingelt.

"EDV, B.O.F.H. am Apparat."

"Hier ist der Chef. Haben sie Bradshaw von der Entwicklungsabteilung gesehen? Man sagte mir, er würde zu ihnen gehen, weil er ein Systemproblem hat."

"Ja, er war gerade hier. Warum?"

"Oh, ich frage mich, warum das Warenlager mir ein Paket mit vier Dutzend dreistufigen Sex-Spielzeugen gebracht hat, das unser Freund bei Siggi´s Sex Emporium in Rotterdam bestellt haben soll. Sie können nicht etwa Licht in die Sache bringen?"

"Selbstverständlich kann ich. In den Fax-Protokollen steht alles schwarz auf weiß ..."
 
 
 
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12.2.06