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Kapitel 17 - Der B.O.F.H. gibt einem hilflosen Verkäufer die Chance, an Geld zu kommen Ich sitze in meinem Büro, als der Anruf eines Verkäufers kommt, der mir ein paar ATM-Kits aufschwatzen will. Er hat meinen Namen aus einer dieser Anforderungen für Gratis-Zeitschriftenexemplare, die ich vor Monaten abgeschickt habe. Man muß auf diesen Anforderungen ja immer ein paar ´statistische´ Informationen geben, also habe ich die Angaben zu meinem technischen Wissen auf ein Zehntel nach unten korrigiert. Bei der Frage nach ´Verfügbaren Finanzmitteln´, habe ich meine Antwort um den Faktor 100 aufgeblasen. Eine kleine Lüge tut niemandem weh, und widerlegt nebenbei das Gerücht, es gäbe so etwas wie eine Einladung zu einem kostenlosen Mittagessen nicht. Ich schalte mental in den ´Vergnügungs-Modus´ und sage dem Anrufer, daß er mit dem technischen Manager sprechen soll, und ich ihn sofort weiterverbinde. Zwei Sekunden später spricht er mit meiner Imitation unseres technischen Managers. "Ich möchte zu ihnen kommen, um ihnen eine zukunftssichere Netzwerk-Lösung vorzustellen, wenn das möglich ist." legt er los. Das Letzte, was ich will, ist, daß er herkommt und alle Leute nach ´dem technischen Manager´ fragt. Daher entscheide ich mich für einen schnellen Spaß. "Nun", sage ich, "ich bin in dieser Woche stark mit ein paar Besprechungen über Neuanschaffungen beschäftigt." Er macht eine Pause. Ein klein wenig zu lang, finde ich. Das bedeutet vermutlich, daß er nicht bereit ist, sein Ausgabenbudget einzusetzen. Ich ´füttere´ ihn noch ein wenig. "Dann habe ich eine Budget-Konferenz in der nächsten Woche, um die Ausgaben im nächsten Vierteljahr zu planen, also bin ich mit der Vorbereitung darauf auch ziemlich beschäftigt." Er beißt an. "Ich sage ihnen etwas - wie wäre es, wenn wir uns zu einem Mittagessen träfen - sie müssen doch etwas essen, oder? Und ich beschreibe Ihnen ganz unverbindlich unsere Produkte. Sie werden die Vorteile dann ganz von selbst sehen." "Ähm ..." denke ich laut nach. "´Luigi´s´, am Donnerstag um 12 Uhr?" "Ich, also ...", murmle ich, spiele den Unbestechlichen. "In Ordnung, ich reserviere uns Plätze", schließt er wie ein wirklicher Verkaufschampion. Ich öffne den elektronischen Terminkalender mit dem Passwort des Chefs (der Name seiner Frau - glaube ich jedenfalls ...) und trage den Termin bei ´Luigi´s´ ein. Es ist Donnerstag und ich komme um 11:30 Uhr in die Bar, arbeite mich durch die ´importierten Spirituosen´ durch, solange ich kann. Irgendwann taucht der Verkäufer auf. Ich bin, wie wir Ethernet-Freunde sagen würden, in einem Wahllos-Modus. Ich würde jetzt alles kaufen. Zumindest dann, wenn ich Geld hätte. Was nicht der Fall ist. Wie auch immer, ich habe ein paar Visitenkarten des technischen Managers dabei und beherrsche eine akzeptable Nachahmung seiner Unterschrift. Die nächsten drei Stunden vergehen schnell, während ich verschiedene Kataloge mit glänzender, beta-getesteter, ´höchstmoderner´ Hardware anschaue, in Verzückung gerate, wie das nur ein technischer Manager kann, und gelegentlich Kommentare wie: "Schöne Lichter" abgebe. Irgendwann gegen 15 Uhr entschließe ich mich, den Mann etwas unter Druck zu setzen. Ich erkläre ihm, daß in diesem Jahr kein Geld für das Netzwerk vorgesehen ist, da ich alles schon im letzten Jahr ausgegeben habe. Er beginnt zu weinen und versucht alles, damit ich mich schuldig fühle. Ich gebe vor aufzugeben und erkläre ihm, daß ich eine Wagenladung Waren bestellen würde und es so aussehen lassen werde, als handele es sich um eine Bestellung aus dem letzten Jahr. "Wird das gehen?" schnieft er. "Natürlich ..." sage ich. "Jetzt gehen sie und machen sich wieder fein. Sie sehen ein wenig durcheinander aus." Er verschwindet zur Toilette. Ich prüfe schnell seine Brieftasche. Sie enthält 70 Pfund. Ich nehme mir 40 - ich will ihn ja nicht völlig zusammengebrochen zurücklassen. Und wo ich gerade dabei bin, nehme ich ihm noch die letzte Möglichkeit zur Bezahlung, indem ich meinen guten alten Permanent-Magnet über die Magnet-Streifen seiner Kreditkarten ziehe. Dann gehe ich wieder zur Bar und bestelle einen anderen Drink. Ich unterhalte mich mit dem Barkeeper, bis der Verkäufer wiederkommt. "Nun", sage ich, "ich muß zurück ins Büro." Er blickt mich mißtrauisch an. "Wissen sie", sage ich. "Wie wäre es, wenn ich einfach einen Bestellschein unterschreiben würde, den sie dann ganz ruhig in ihrem Büro ausfüllen können?" Der Traum eines jeden Verkäufers. Ich werfe schnell die Unterschrift unseres technsichen Managers aufs Papier, stecke die Quittung ein und habe schon die Hälfte der Strecke zur Arbeit zurückgelegt, als die Polizeiwagen mit Blaulicht das ´Luigi´s´ ansteuern. Offensichtlich haben sich die Methoden beim Umgang mit potentiellen Kunden bisher noch nicht geändert. Mit etwas Glück war das aber nur ein kleiner Tiefschlag - es sei denn, der Wurfarm seines Chefs ist gesund ... |
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