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Kapitel 20 - Der B.O.F.H. läßt sich nicht von einem Wichtigtuer mit einem schicken Auto anhupen Ich sitze gerade in einem Workshop, als der Abteilungsleiter mit verwirrtem Blick hereinkommt. Den Gedanken, er könnte eine wichtigere Bedeutung des Lebens gefunden haben als den Versuch einer rekordverdächtigen Verkörperung eines Briefbeschwerers, verwerfe ich schnell wieder und entscheide mich stattdessen dafür, ihn nach seinen Gedanken zu fragen. "Gibt es ein Problem?" frage ich also, und es klingt, als wären seine Probleme auch die meinen. "Ähm ... nein. Kein Problem. Ich hatte nur etwas Ärger mit meinem Wagen." "Das königliche blaue Monster im Parkhaus? Startet es nicht?" will ich wissen. "Nein, nein. Es startet perfekt. Zu perfekt, um die Wahrheit zu sagen. Das ist das Problem." Ich weiß, was jetzt kommt, also frage ich nach. "Zu gut?" "Ich habe schon wieder einen Strafzettel für zu schnelles Fahren bekommen?" "Wirklich? Wieviele sind es denn insgesamt?" "Drei. Aber das Verwunderliche ist, daß der Wagen mit Automatik fuhr und nicht schneller war als erlaubt. Doch als ich etwas später auf den Tacho blickte, war ich plötzlich schneller als erlaubt." "Wirklich?" "Ja. Von einem Augenblick zum anderen. Aber wirklich seltsam ist, daß der Radarwarner keinen Ton von sich gegeben hat." "Nun, die Polizei wechselt manchmal die Frequenzen dieser Blitzer, damit Radarwarner nichts nützen." antworte ich, um seine Neugier zu befriedigen. "Aber ich habe das Ding doch erst seit einer Woche! Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich schwören, daß der Wagen sich immer den ungeeignetsten Augenblick aussucht, um zu beschleunigen. Als ob die Automatik und der Radarwarner zusammenarbeiten würden." Ich murmle etwas vor mich hin. "Wie bitte?" "Ich sagte, die Polizei hat anscheinend etwas Neues erfunden." "Oh." Er geht hinaus und denkt offenbar über das Leben ohne Fahrerlaubnis nach. Ich verschwinde ins Parkhaus und verlagere mein neulich gebautes Radarzubehör vom Wagen des Abteilungsleiters in den des PJ. Er ist in letzter Zeit etwas zu selbstzufrieden, daher ist es gut, ihm in Erinnerung zu bringen, was es bedeutet, an der Spitze zu leben. Nachdem ich ihm das kleine Spielzeug untergejubelt habe, will ich mich wieder zum Lift begeben, als ich plötzlich aus größter Nähe von zwei lauten Hupen angegriffen werde. Hinter mir ist ein rotes Kabriolett nebst Eigentümer aufgefahren und wartet darauf, daß ich den Weg freigebe. Der Name auf dem Schild des Parkplatzes dieses Wagens wird augenblicklich in mein Langzeitgedächtnis übertragen. Als ich wieder im Büro bin, fällt mir auf, daß ich die Ausbildung des PJ vernachlässigt habe, und beschließe, dies unverzüglich zu berichtigen. Ich berichte dem PJ von meinem Erlebnis mit dem viel zu ungeduldigen Verkaufsmanager und seinem sportlichen Kabrio. "Sollen wir seine Telefonleitung kappen?" fragt der PJ brennend interessiert. "Nein, nein", antworte ich. "Dies ist ein spezieller Fall, der spezieller Behandlung bedarf. Nehmen sie mal das Buch dort." "Das mit dem Metalleinband?" "Genau." Er greift nach dem Buch, nimmt es und stürzt zu Boden. Sekunden später ist er wieder bei Bewußtsein. "Was ist passiert?" fragt er benommen. "Der älteste Trick in dem Buch. ´Welches Buch?´ fragen sie Nun, der ´Bastard Operator-Führer´. Der Wälzer der Hölle." "Aber was ist passiert?" "Als sie das Buch hochgehoben haben, hat ein kleiner Schalter am Boden des Buches eine gesunde Dosis Spannung an den Buchumschlag abgegeben. Mit diesem Buch kann man nie vorsichtig genug sein." "Oh." Er ist nicht gerade fröhlich, aber eine gute Ausbildung gibt es nicht umsonst. "Okay", sage ich, "nehmen sie ein Paar Gummihandschuhe und schlagen dann Seite 43 auf, den letzten Absatz." "Diesen über Internet-News hier?" fragt er. "Genau, dieser Abschnitt. Jetzt können sie mir vielleicht helfen, die Nachricht zu schreiben, die unser Freund an eine große Anzahl auf Sex spezialisierter Newsgruppen senden wird. Für welche sexuelle Perversion wird er sich wohl interessieren?" Fünf Minuten später haben wir ein virtuelles Meisterwerk geschaffen, das ihm die Aufmerksamkeit einer großen Anzahl seltsamer Leute im Internet verschaffen wird. "Soll ich die Nachricht abschicken?" fragt der PJ. "Noch nicht sofort. Sie wissen, daß diese Nachricht enormen E-Mail-Verkehr auslösen wird, der den Server regelrecht überfluten kann, und daher der System-Adminstrator eingreifen wird?" "Sie meinen, er wird es bekanntmachen?" "Wir können uns nicht darauf verlassen. Nehmen wir als Antwortadresse die des Cheftelefonisten. Das ganze Haus wird es wissen, bevor einer es wagen wird, diesen Verkaufsmanager zu informieren." "Sie sind ein wirklicher Schweinehund!" "Bis ins Fleisch, an der Tastatur und erbarmungslos durch das Leben anderer Menschen stapfend." antworte ich in einen Anflug von Hochmut. Später an diesem Tag marschiere ich in das Parkhaus und beobachte eine Person aus dem Lift heraustreten und sich zu einem kleinen roten Kabrio schleichen. Der Ausdruck in seinem Gesicht zeigt, daß er nicht nur von draußen Angebote bekommen hat ... Als er in einen langen Urlaub verschwindet, um seine Erinnerungen zu erforschen, kehre ich in mein Büro zurück, um die Arbeit des Tages zu beenden. Ich mache eine kurze Pause, um dann sogleich seine Akten in den Mülleimer zu werfen ... |
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